Ich lerne, es lernt, wir ... - Elterncafé als Sprachcafé

Zehn Minuten vor 15 Uhr, zwei junge Frauen klingeln am Familienförderzentrums Panke-Haus in der Soldiner Straße. "Zum Elterncafé?", ertönt eine Stimme, nachdem die Tür vorsichtig aufgeschwungen ist. Wenig später klingeln die nächsten. Und dann wieder. Die Frau, die heute im Panke-Haus für den Einlass übernommen hat, fragt nun: "Auch zum Elterncafe?" Ja, es kommen ein paar Eltern, um sich in einem großen Raum im Erdgeschoss zu treffen. Dort begrüßt sie Ani, ihre Deutschlehrerin. Oder besser: Vermittlerin. Denn Ani ist Lehramtsstudentin, also noch auf dem Weg zu einer Lehrerin. Und auch Sona ist da, die heute mit den Kindern spielen wird. Auch sie ist Lehramtsstudentin.

Zur Ausnahme sind heute auch Silja Dröge und Dóra Sagi gekommen. Sie leiten das Projekt Sprach- und Lesenetzwerk. Gestartet ist das Projekt am 1. Januar. Dóra Sagi ist dabei, die Verantwortung an Silja Dröge zu übergeben. Was reizt dich daran, das Sprach- und Lesenetzwerk künftig zu koordinieren? Silja sagt: "Das Projekt kann Menschen helfen, am Leben im Kiez teilhaben zu können". Sprache sei wichtige Vermittlerin zwischen den Menschen im Kiez, die diesen gemeinsam gestalten wollen.

Das Projekt Dóra ein Lückenangebot. Denn das Elterncafé ist nicht nur kostenlos. Vor allem ist es so gestrickt, dass Eltern und Kinder gleichzeitig Deutsch lernen. Das geht, indem die Erwachsenen mit Büchern und Arbeitsblättern üben. Und gleichzeitig die Kinder in der deutschen Sprache baden. (Die Formulierung stammt von einem Buchtitel zur familienorientierten Sprachförderung: "Gemeinsam in der Sprache baden: Family Literacy"). Konkret bedeutet Baden, dass die Kinder mit Sona auf dem Teppich spielen. Deutsch lernen sie mit ihr spielerisch. Nebenbei. Ohne, es zu merken.

Nebenbei geht der Spracherwerb für die Erwachsenen nicht. Einzeln oder zu zwei sitzen sie auf den roten Stühlen an dem langen und breiten Holztisch. An der Stirnseite hat Ani Platz genommen. Sie wendet sich mal der einen, mal den anderen Gruppe zu. Die Eltern sind vertieft in ihren Büchern und Arbeitsblättern. Es ist leise im Raum. Auch die Kinder sind zu hören, aber sie toben nicht. Aber wie ein Sprachkurs sollen sich die zwei Stunden am Mittwoch-Nachmittag nicht anfühlen. Für die Kinder nicht, aber auch für die Erwachsenen nicht. Das ist Silja Dröge und Dóra Sagi wichtig. Man kann jederzeit dazustoßen, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Und der kleine Kreis von maximal zehn bis zwölf Teilnehmern soll für eine besondere Atmosphäre sorgen. Überflüssig zu sagen, dass es keine Tafel und kein White-Board gibt, auf die sich alle Blicke richten müssen, wenn etwas zentral erklärt wird. Hier lernen die Eltern jeden Mittwoch auf ihrem individuellen Weg ein Stückchen mehr.

Das Elterncafé als ein Sprachcafé ist im Juni gestartet. Die Vorgeschichte geht so: Der Projektträger Wortlaut arbeitet seit 2018 im Panke-Haus und hat in den letzten Jahren verschiedene Angebote organisiert. In Gesprächen mit den Eltern wurde deutlich, dass diese sich etwas wünschen, das in der Form Sprachcafé organisiert werden könnte. Der Wunsch, Deutsch zu lernen im Panke-Haus, ließ sich über das Projekt Sprach- und Lesenetzwerk gut umsetzen.

Sprach- und Lesenetzwerk

Wortlaut ist Projektträger des Sprach- und Lesenetzwerks. Das Projekt hat vier Bausteine. A: Elternarbeit. Zu diesem Baustein zählt das Elterncafé. B: Sprachbuddies. An drei Grundschulen im Soldiner Kiez organisiert Wortlaut diesen Baustein. C: Netzwerkarbeit. Akteure, die Sprachbildung betreiben, werden vernetzt. D: Kiezpadlet. Ähnlich wie in einem Blog werden Angebote zum Spracherwerb festgehalten. Hier der Link.

Das Sprach- und Lesenetzwerk zurück auf einen Wunsch des Quartiersrats, der ein solches Projekt für eine Förderung ausgewählt hatte. Es wird nun mit Mitteln des Programms "Sozialer Zusammenhalt" finanziert. Grundlegende Informationen zu diesem Projekt geben wir auf dieser Webseite in der Kategorie Projektfonds.

29.09.2023