Träume am Rande einer Spielstraße

Erstellt von Andrei Schnell | | News - Berichte

Kiezreporter Andrei Schnell hat am 6. September in der Kattegatstraße belauscht, wie Zuschauer von Zebrastreifen und mehr Terminen träumen.

Spätsommer mit Temperaturen wie im Hochsommer, die ersten Schultage wettermäßig wie eine Fortsetzung der Ferien, blauer Himmel. Ich, der Kiezreporter für das Quartiersmanagement, biege vom S-Bahnhof kommend von der Wollankstraße in die Kattegatstraße ein. Schon von weitem höre ich Kinderrufe, es klingt nach einem ausgelassenen Nachmittag für Grundschüler. Aber einem, der nicht im Schulhof gefangen bleibt, sondern nach draußen in die Stadt verlegt wurde. Es ist 15 Uhr. Das Toben, Rennen und Rollen auf der Spielstraße hat offenbar seinen Höhepunkt erreicht.

Ich bin hier, um Fotos zu machen (aber ohne Kindergesichter!), ein paar Eindrücke für Instagram einzufangen, den Auftakt der Reihe Temporäre Spielstraße im Soldiner Kiez festhalten (die nächsten Termine sind der 13. und 22. September). Auf einen Blick ist klar, die Kinder haben Spaß. Genießen den Platz, die Weite, die Freiheit.

Traum vom monatlicher Spielstraße

Und die Erwachsenen? Zufällig komme ich beim Auf- und Abgehen während der Suche nach einem Motiv neben zwei Frauen zum Stehen. Sie unterhalten sich. Kommen vom Mosern ins Träumen. Zu bemosern (also zu kritisieren) haben sie, dass die Spielstraße viel zu selten kommt. Und dann beginnen sie über Wünsche zu reden. Das wäre ein Ding, wenn die Spielstraße jeden Monat kommen würde. Das hätte den Vorteil, dass die Kinder sich besser einrichten könnten, leichter daran denken könnten, ihre Roller und Skateboards mit in die Schule zu nehmen. Auch die Nachbarn könnten sich besser einrichten und wüssten, wann sie ihre Autos woanders parken müssen. Und warum bekommt die Schule nicht - so wie es anderswo möglich ist - einen Teil der Straße geschenkt? Immerhin grenzen lediglich das Schulhaus und gegenüberliegende Kleingärten an das nördliche Ende der Kattegatsraße. Dann zeigen sie mit dem Finger auf einen Teppich, der einen Zebrastreifen darstellt. Ein Überweg wäre toll, sagen die beiden Frauen. Das Gespräch der beiden endet.

Kaffee mit Kardamom

Auf der anderen Straßenseite hat eine Familie einen kleinen, kniehofen und quadratischen Tisch auf den Bürgersteig gestellt. Darauf stehen Kaffeekannen, Becher, Zucker, Zubehör. Ich gehe zu ihnen und erhalte als Antwort auf meinen Guten Tag umgehend einen Becher mit heißen, schwarzen Kaffee. Mir schlägt der Geruch von Kardamom entgegen. Richtig geraten. Die Familie freut sich. Und ich finde, der Kaffee schmeckt gut. Die Familie erzählt mir, sie wohne gleich hier, ihre Kinder gehen zur Andersen-Grundschule und freuten sich immer auf den Spielstraßentag. Eine Freude, von der sie sich offenbar haben anstecken lassen.

Projektträger hofft auf engagierte Nachbarn

Von den Organisatoren der Spielstraße ist Markus Blösl da. Auch er hat Wünsche. Zum Beispiel, dass es während der Projektlaufzeit gelingt, dass mehr Nachbarn Tische mit Kardamomkaffee vor ihre Haustüren stellen. Er hofft darauf, dass sich in den kommenden zwei Jahren eine Gruppe findet, die bereit ist, die Spielstraße später selbst zu organisieren. Denn das Projekt Reallabor Temporäre Spielstraße endet im Jahr 2025. Und er wünscht sich, die Zusage zur Fortsetzung des Projekts hätte schneller geklappt, um mehr Zeit für Vorbereitung zu haben. Zum Beispiel für den heutigen Tag.

Nach einer Stunde ist meine Besuchszeit abgelaufen, ich muss nach Hause, die Fotos von Kamera ziehen und ein paar Zeilen schreiben. Also wünsche ich dem Projekt viel Erfolg.

Übrigens: Das Projekt Reallabor Temporäre Spielstraße hat die Stiftung Freizeit gestartet. Zuvor hatte der Quartiersrat das Projekt für eine Förderung ausgewählt. Nach einer Ausschreibung, die die Stiftung Freizeit gewann, wird das Projekt nun mit Mitteln des Programms "Sozialer Zusammenhalt" finanziert. Grundlegende Informationen zum Projekt stehen auf dieser Webseite in der Kategorie Projektfonds.

06.09.2023

Spielstraße
Kattegatstraße war am 6.9 am Nachmittag Spielstraße. Foto: Andrei Schnell
Spielstraße
Alles rollt mit Rädern, Rollern, Skateboards. Foto: Andrei Schnell
Spielstraße
Der Name Alles rollt ist auch auf die rollenden Spielgeräte zurückzuführen. Foto: Andrei Schnell
Nachbarn
Nachbarn bringen den Kardamon-Kaffee für alle. Foto: Andrei Schnell