Wie Horst Schmiele seit 2004 hilft

Das soziale Zentrum in der Wollankstraße hat eine Kleiderkammer, Lebensmittelausgabe, Schüler-Mappi-Station und ist Begegnungsstätte. Horst Schmiele hilft hier Familien mit geringem Einkommen.

Es war 2004. Da ging Horst Schmiele zum Arbeitsamt, um für die Firma, bei der er arbeitete, Insolvenz anzumelden. „Das müssen sechs Betroffene sein und wir waren sechs, die seit Monaten keinen Lohn mehr erhalten hatten“, sagt Horst Schmiele heute. „Auf Montage in München“ sei er gewesen. Nach der Lohnprellung - „der Boss schickte lieber seine Tochter nach Amerika“ - blieb Horst Schmiele in Berlin und half seiner Frau Sabine Schmiele, die damals bei der Berliner Tafel arbeitete. „Bei einer Veranstaltung 2004 zur Eröffnung einer sozialen Einrichtung in Lichtenberg, sagte Sabine Werth von der Berliner Tafel, dass es noch mehr solche Einrichtungen bräuchte. Für meine Frau und mich war das der Startschuss“, erinnert sich Horst Schmiele, der heute Vereinsvorsitzender von „Menschen helfen Menschen in und um Berlin e.V.“ ist.

Die erste mobile Lebensmittel-Ausgabe

MHM, wie sich der Verein selbst kurz nennt, wurde dann auch 2004 gegründet. „Wir boten die erste mobile Lebensmittelausgabe in Berlin an“, die nicht nur Einrichtungen belieferte, sondern auch für Privatpersonen offenstand, erinnert sich Schmiele. Seit fünf Jahren hat der in Reinickendorf gegründete Verein Räume auch im Soldiner Kiez. In der Wollankstraße wurde eine Lagerhalle, die Ältere noch als frühere Markthalle kennen, umgebaut zu einem sozialen Zentrum. Neuestes Angebot ist der Hopla-Shop, in dem Lebensmittel günstig angeboten werden. Die größte Fläche nimmt die Kleiderkammer ein. Bereits seit zehn Jahren gibt es auch die Mappi-Station, wo Schulkinder aus Familien mit wenig Einkommen, Papier und Stifte und alles weitere für den Unterricht bekommen. Und natürlich gibt es immer noch die Lebensmittelausgabe, deren mobiler Teil bis nach Marzahn fährt.

Einfach helfen

„Wir machen das alles, um zu helfen“, sagt Horst Schmiele einfach. Wir, das ist der Verein mit 28 Mitgliedern und vielen freiwilligen Helfern. Und ans Aufhören denkt der 65-jährige nicht, auch als Rentner will er weitermachen. „Geht ja nicht anders.“ Ein klein wenig kürzer tritt er allerdings schon. Sechs Jahre war er Quartiersrat gewesen, aktuell findet er keine Zeit mehr dafür. Auch zu Ausschusssitzungen der Bezirksverordneten in Reinickendorf, Lichtenberg und Mitte geht er nicht mehr so regelmäßig wie früher. „Als Gast darf man nur zuhören, man hat kein Rederecht, dabei hätte ich aufgrund meiner täglichen Erfahrungen so viel zu sagen“, sagt Horst Schmiele. Zum Beispiel über das Leben der rund fünfzehn Mitarbeiter, welche über Bildungs- und Leistungsträger bei MHM beschäftigt sind. Und sehr viel zu sagen hätte er über die Menschen, die in dem sozialen Zentrum in der Wollankstraße Unterstützung und Hilfe suchen.

Mehr Zeit wäre gut

Auf der anderen Seite nimmt er sich Zeit, um seit 2014 aktives Mitglied bei der SPD sein zu können. Er hofft auf diesem Weg, „den Nöten der kleinen Leute “ Gehör zu verschaffen.

Und tatsächlich findet er noch Zeit, um in der Ü60-Mannschaft bei einem Weddinger Traditionsverein – dem SV Norden Nordwest 1898 in der Behmstraße - Fußball zu spielen.

Schwer trägt Horst Schmiele an dem Verlust seiner Ehefrau Sabine, die am 22. März 2016 verstarb. „Sie war das Herz von MHM - und von mir.“

7. November 2017